Die Sonnenflut aus Richtung der Gleisfelder des Hauptbahnhofes trifft durch meine hohen Fenster waagerecht in den angefüllten Atelierraum, als wolle sie ihn neu definieren. Es ist etwas anderes, was du da vor Augen hast. Es hätte die Kraft, deine Hirnschale zu durchleuchten, an die Wand zu projizieren, was du denkst. Plötzlich gaukelt da eine fast sommerliche Stimmung herein, so schnell, nach all dem vielschichtigen, dunklen Grau, dass man es kaum glauben mag und den ganzen Farben auch nicht traut – könnte schnell vorbei sein damit.
Verschiedene Termine, gut verteilt über den Tag, ließen gestern kaum Konzentration aufkommen. Dazu Fotos heraussuchen und Bildbearbeitung, Termine absprechen.
Mit der Biografiearbeit habe ich eine Weile pausiert. Das liegt aber nicht allein an den anderen Aufgaben, sondern daran, dass ich mich nun entscheiden muss, ob ich kompromisslos weiter am Verschwinden der Portraits arbeite, oder ob die anderen Motive, wie auch die Super 8 Filme für die Weiterarbeit zu untersuchen sind. Vielleicht lässt sich auch manches parallel betreiben. Das alles verlangt aber nach mehr Konzentration ohne Ablenkung.
Vor ein paar Tagen am Wochenende sahen wir, wie Regie- und Schauspielstudenten mit Textfragmenten von Simon Stephens umgegangen sind. Dabei minderte meine Aufmerksamkeit, dass ich immer in Gesichter von jungen Menschen schauen musste, die augenscheinlich so wenig erlebt haben in ihrem Leben, aber genau das spielen sollen. Bei manchen aber blitzte darstellerisches Talent auf.