Open Air

Die letzte Premiere unter der Intendanz von Oliver Reese, war eigentlich gar keine richtige. Es war eher eine Wiederaufnahme des acht Jahre alten „Ödipus“ in der Inszenierung von Thalheimer. Diesmal, und das war das Neue, fand das Ganze aber unter freiem Himmel statt, auf der Weseler Werft am Flussufer vor der Skyline der Stadt. So wurde sichtbar, dass man Aufführungen, die im Haus gut funktioniert hatten, nicht ohne weiteres nach draußen verlegen kann. Mir wurde klar, welchen Sinn das Halbrund eines Amphitheaters hat, nämlich den der Konzentration. Aber in der Parallelkonfrontation von Tribüne und Bühnenbild, mit der illustrativen Stadtkulisse, konnte die Spannung nicht gehalten werden. Die Ablenkungen von vorüber schwimmenden Partyschiffen und Überflügen von Rettungshubschraubern hatten so die Möglichkeit, Löcher in das Stück reißen. Einzig Frau Constanze Becker ließ keine Ablenkung zu. Die Energie ihrer Gesten und Blicke zwangen die Aufmerksamkeit in den Raum, den sie damit schuf.

Eine Szenerie hingegen, die von den Rängen teilweise umgeben ist, wirkt schon durch die Akustik intim. Darsteller und Zuschauer bleiben unter sich. Im zentralen Kreis werden die Worte und Reaktionen darauf zusammengeführt.

Zum Wein trafen wir vorher Karlheinz Braun und Barbara Buri. Zur Premierenfeier gingen wir aber nicht mehr. Zu sehr hatten wir im Westwind am Fluss gefroren.