Ovid und der Blues

Die Düsternis der Buchmalereien etablierte sich gestern während eines Anrufes. Sprechen und malen, entsprechend einfärben – ein Stimmungsprotokoll. Wiederholtes Kreisen von venezianischem Rot auf feuchtem Olivgrün. Indigoflecken dringen durch das Papier auf die heutigen Seiten durch und werden erneut übermalt.

Ich las die dreißig Seiten von Detering über „Workingman`s Blues # 2“ von Bob Dylan und hörte mir den Song zweimal an. Auch diejenigen vorher und nachher auf dem Album „Modern Times“, spielte ich an. Die vielfältigen Bezüge zu Ovid, Shakespeare oder Goethe waren mir natürlich nicht bewusst. Die Verkörperung der längst verloschenen Stimmen durch den Sänger auf der Bühne, öffnet einen weiten Zeitraum. Alte Texte werden miteinander verschränkt und lassen ihre Allgemeingültigkeit durch die Zeiten hindurch erkennen. In der Koppelung von Ovid und Blues aber, entsteht das Neue.

Wir sind mit Franz Konter verabredet. Ich möchte mit ihm über das Scherbengericht und seine Präsentation sprechen, wie ich sie mir vor ein paar Tagen vorstellte. Heute werde ich weitere Scherbenblätter anfertigen. Eine gleichmäßige Fahrt auf dem ruhigen Fluss. Längst nicht alles kann gezeigt werden.

Mit dem eintretenden Morgenlicht steigt auch die Temperatur im Atelier. Hell und verheißungsvoll leuchtet der Zeichentisch, auf dem ein Glas Wasser steht.