Paradies verloren

Vorgestern beobachtete ich in meinem Paradiesgärtchen einen Eidechsenkampf auf Leben und Tod. Eine noch ganz junge, offensichtlich zugewandert, traf auf das Urexemplar dieses Areals, den großen Patriarchen, der nicht zulässt, dass andere Männchen in seinem Reich jagen, sich paaren oder sich nur sonnen. Also griff er den Neuling an, verbiss sich in seine Seite und schleuderte ihn so herum, dass der Körper aufbrach und die Eingeweide heraustraten. Als ich dazwischen ging, um das Alttier zu vertreiben, drehte das Opfer den Kopf, schaute auf die klaffende Wunde seitlich des Bauches und riss das Maul weit auf, als wollte es schreien. So verharrte es in einer Starre, bis ich es in einen der Pflanzkübel weiter entfernt trug und in den Schatten setzte. Die Hoffnung, dass es sich wieder erholen könnte, erwies sich als falsch. Nach einer Stunde, als es tot war, legte ich den Leichnam unter die Acrylkuppel zu den anderen Eidechsen, die sich mittlerweile dort versammelt hatten, um sich aufzuwärmen. Der Mörder schaute ausdruckslos auf sein zerrissenes Opfer.

So verliert das Paradiesgärtchen seine Unschuld. Die Eidechsen liegen mir nicht mehr so am Herzen… Es herrscht mein Lieblingswetter: 17°C, leichter Regen und gleichzeitig etwas Sonne.

Die Buchmalereien lassen mich über ihren Fortschritt im Ungewissen. Als würden sie sich außerhalb von mir verselbständigen, zeigen sie mir immer wieder Möglichkeiten auf, wie es weitergehen könnte. Ich kann zwischen ihnen umhergehen und mich ihnen anschließen oder nicht.