Protuberanzen | Schultüte

Protuberanzen würde ich die Ausstülpungen nennen, die sich derzeit auf den täglichen Zeichnungen etablieren. Nach dem Wischvorgang der zumeist von Links nach Rechts verläuft, bleibt neben der verwischten Fläche mit den aufgefächerten Farben zumeist eine Lache Wasser stehen, aus deren Pigmentansammlung und Farbvermischung ich Wasserfäden auf die angetrocknete Seite ziehe. Wenn nun der Handballen noch einmal über diese Strecke fährt, legt er die darunter liegenden Farbschichten linear frei. Ich zeichne das mit einer Feder, die ich zuvor in Wasser getaucht habe.

Auf Rolle 6 begann ich die Schuleinführungsabstraktion übereinander zu zeichnen, um daraus wieder eine Sequenz entstehen zu lassen, die sich mit der vorigen, der Kreuzzugssequenz verbinden kann. Was sich an Potential darin verbirgt, kann ich nicht wissen. Der Erinnerung an meine Schultüte und deren Inhalt folgen die Erfahrungen, die mich danach zu einem Schulhasser gemacht haben. Die Süßigkeiten, die ich annahm waren der Preis dafür, dass ich die meiste Zeit der folgenden zwölf Jahre unter dem Eingezwängtsein in den engen Holzschulbänken, dem Geruch nach Kindermassen und Bohnerwachs litt. Der Kreidestaub legte sich auf meine Seele, als ich in der zweiten Klasse, nach einem Umzug in eine neue Klasse kam. Als Fremder wurde ich täglich von den anderen Schülern auf dem Heimweg verfolgt und verprügelt.

Das Kloster Gerode, in dem ich mit meinen Eltern und den Zöglingen eines Kinderheims wohnte, war das Paradies aus dem ich vertrieben war. Prügel gab es auch dort, aber nicht täglich.