Es interessiert mich, inwiefern mich die gewachsenen Formen der kahlen Äste im Blick aus meinem Fenster bei meinen täglichen Zeichnungen beeinflussen. Sicherlich war die gestrige Übernahme einer solchen Figuration eine Ausnahme, könnte aber unterschwellig auch in den anderen täglichen Bildern eine Rolle spielen.
Über den kleinen Rasen, der von der Quäkerwiese übrig geblieben ist, hüpft eine Elster mit ihrem weißen Bauch hin und her, im Turm der Friedenskirche läuten drei Glocken, Tauben kommen auf dem Rasenstück hinzu bis die Elster auffliegt, sich auf den geschlossenen Bretterzaun des Kindergartens setzt, sich umschaut und dahinter verschwindet. Die Schäfchenwolken nach Süden hin lösen sich eher auf, als dass sie fortziehen, was einen sonnigen Tag verspricht.
Im Atelier habe ich gestern die ausgewaschenen Formen neu versiegelt, die Flächen mit mehr Trennwachs beschichtet und habe begann, das zweite der Reliefs auszuformen. Damit bin ich zu drei Vierteln fertig geworden.
Als nächstes werde ich die ersten Dreiecke zu grundieren haben, um zu beginnen zu können, sie zu Körpern zu montieren. Außerdem habe ich mich um Materialnachschub zu kümmern und werde versuchen, wieder zur Filzpappe zurück zu kommen.
Als Chor fungierten die Nebenfiguren einer Inszenierung der Dramatisierung von „Kleiner Mann, was nun?“ auf der Bühne des Frankfurter Schauspiels. Sie stehen in einer Reihe nebeneinander hinten auf den Abschluss einer steilen Bühnenschräge. Der weitwinklige Guckkasten kam mir wie ein Radio vor, in den kleine Figuren sprechen. Der Regisseur Michael Thalheimer scheint ein routinierter Handwerker zu sein. Einer gewissen Banalität des Stoffes konnte er aber auch durch seine Kunstfertigkeit nicht entgehen. Dem Publikum hat’s gefallen, und ich hege den Verdacht, dass die Theaterpädagogik immer mehr zutun bekommt, genau wie die Museumspädagogik des Herrn Hollein. Ich fühle mich nicht mehr gefordert.