Das Portrait meines Vaters misst auf der winzigen Einschulungsfotografie lediglich fünf mal fünf Millimeter. Diese fünfundzwanzig Quadratmillimeter scannte ich noch mal sehr hochauflösend ein. Mit Photoshop erarbeitete ich dann zwölf Varianten. Mit Weichzeichner, Rasterwerkzeug und anderen Effekten rückte ich der Abbildung zuleibe. Nach dem Ausdruck einer Variante, konnte sie dann auf Rolle 6 übertragen werden.
Das Thema ist die Selbstgewissheit stalinistischer Prägung, die zu einem Machtgefühl anschwillt. Das Parteiabzeichen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands leuchtet mit dem stilisierten Händedruck, der den Zusammenschluss von Kommunistischer und Sozialdemokratischer Partei besiegelte, am Revers. Dieses Zeichen war auch eines der Zugehörigkeit zur Macht, denn „die Partei, die Partei hat immer, immer recht“.
In der katholischen Welt des Eichsfeldes, wo der Jugendwerkhof „Kloster Gerode“ lag, müssen diese sozialistischen Kommunisten Fremdkörper gewesen sein. Während des Durchzeichnens erinnerte ich, wie sich das für einen sechsjährigen Jungen angefühlt hat. Meine Frage damals war: „Was ist, wenn die anderen doch recht haben?“
Nun werden die Experimente mit den Rasterabbildungen fortgeführt. Zunächst weitere Portraits, dann aber auch Landschaften, Räume und Gegenstände.