So, wie sich die Farbmischungen innerhalb der Tagebuchzeichnungen auffächern wie prismatisches Licht, das in sehr flachem Winkel auf eine helle Fläche trifft, so bewegen sich die Strukturen der Frottagen von den „Adlerartefakten“ über das Format. Sie wechseln durch die Reibung ihre Lage, wandern gewisse Strecken und hinterlassen so die frottierten Spuren. Die Bewegungen erzählen rhythmisch ihren Raum und die Konsistenz der Materialien, mit denen sie sichtbar und haltbar gemacht und eingegossen werden.
Irgendwo auf dem Boden habe ich einen kleinen kreuzförmigen Abstandshalter aus Plastik gefunden, den man für die Gleichmäßigkeit der Fugen beim Fliesenlegen braucht. Seine zarten Dimensionen sind sehr ausgewogen und erinnern in diesem Zusammenhang sofort an christliche Symbolik. Z.B. an Reliquienkästchen zum Schutz des Daches gegen Blitzschlag mit kleinen Pergamentzetteln, auf die mit Tusche Bittgebete geschrieben wurden.
Während der Arbeit tauchen Erinnerungen auf und ordnen sich neu. In einem ehemaligen Kloster, während der kommunistisch – kulturrevolutionären Fünfzigerjahre, wurde zu hohen Festtagen die Marienfigur über dem Eingang schamhaft mit einem roten Spruchband verhüllt. So wurde sie auch geschützt.
Die Verhüllung der Figur einer Gebärenden im großen Tempel von Madurai wurde nur unterbrochen, wenn die Schürze wegen des andauernden Butterkugelbeschusses gewechselt werden musste.
Während der Arbeit mit dem Transparentpapier nähere ich mich einem meditativen Zustand splitternder Erinnerung.