Der Morgen ist sanft, kein hartes Licht, wolkig, niedrigere Temperaturen. Meine Augen trinken die Farben der gestrigen Buchmalereien. Ich lasse das Rolltor unten. Das macht geschütztere und konzentriertere Arbeit möglich. Alles soll etwas reibungsloser laufen an diesem Morgen, denn nachher kommen die Kunstschüler mit den Flüchtlingen. Ich überlege ein vegetarisches Essen. Kartoffeln mit Frühlingszwiebeln und Kichererbsen. Und ich überlege, wie ich die alte zusammengeschweißte Truppe mit den Neuankömmlingen zusammenbringen kann.
Jemand interessierte sich für meine Arbeit, für meine Herkunft und dafür, wie die Gemeinschaft auf Teves entstanden ist. Während eines Festivals soll es eine Stadtbegehung geben, die sich mit Gruppen beschäftigt, die für ihre Umgebung arbeiten.
Am Abend schauten wir uns bei Kayo meine Zeichnungen an den Wänden an. Mein Antrieb sind dabei nicht nur meine Erzählfreude und das Feedback, das sofort und ungefiltert kommt, sondern der Ehrgeiz, diesen besonderen Ort besonders auszustatten, ihn dadurch zu erhalten – gegen die Investitionswut und das Diktat des Geldes. Ich spüre rund um meine dortige Tätigkeit eine Verbesserung der Stimmung. Vielleicht ist es auch möglich, sich dort mal mit anderen Leuten zu treffen. Die Wertschätzung aber, die ich den an diesem unwirtlichen Ort beheimateten Menschen entgegenbringe, bekomme ich sofort zurück. Gleichzeitig wird der Raum auch emotional verändert. Er füllt sich mit all den Schicksalen, die sich hinter den gezeichneten Gesichtern befinden. Ich kann die Freude, die ich bei dieser Arbeit empfinde, durch das Zeichnen sofort weitergeben. Das ist alles, was ich gegen die zunehmende urbane Aggressivität tun kann.