Riss

Es ist einige Geduld vonnöten, abzuwarten bis die letzten Abgüsse der Reliefs so trocken sind, dass man sie schadlos von den Formen ablösen kann.

Meine Väterarbeit, zu der die Abgüsse gehören, stützt sich formal auf zwei Fotografien. Eine davon entstand im Haus Vaterland, während der Zeit der Weimarer Republik oder kurz danach im Übergang.

Die Diktaturen, die dann folgten, prägten das Leben meiner Eltern. Demokratisch Prozesse waren kein Bestandteil meiner Bildung und Erziehung. Somit war mir der Vorgang der Verwandlung einer Demokratie in eine Diktatur, wie in den Dreißigerjahren, nicht wirklich begreifbar. Ich lernte die mühsame Realität der politischen Wirkkräfte der Gegenwart, erst in einer Bürgerinitiative, von innen her kennen.

Viele Dokumentationen und historische Aufarbeitungen, beziehen sich derzeit auf die Zeit, in der das Foto meines Großvaters entstanden ist. Die Wege meiner Beschäftigung mit dem Väterdoppelportrait gehen von meinen Erfahrungen mit Diktatur und Demokratie aus. Die Freiheit der Buchmalereien, die das Projekt vorwärts treiben, wäre ohne dieses Erleben nicht möglich. Mein Blickwinkel kommt aus dem „Riss der Passage“.