Schwarzweiss und Knallbunt

Wieder im Korbsessel vor meinem Atelier. Die Eidechsen umschlingen sich an ihren Sonnenplätzen und jagen gemeinsam. Das Biotop lebt auf. Scharen von Mauerseglern, kreisen unter den zerrissenen, tief und schnell nach Osten ziehenden Wolkenfetzen. Ja – endlich sind die Mauersegler da.

Zum achtzigsten Geburtstag meines Vaters habe ich eine Rede auf die Sechzigerjahre gehalten. Als Einstieg benutzte ich den Wunsch meines Vaters, ihm auf meiner Stratocaster etwas vorzuspielen. Ich lehnte das ab, weil mein Spiel auf ihr, eher dem Geräusch der startenden Flugzeuge gleicht, was ich dort niemanden zumuten wollte. Ihre Farbigkeit, das schlichte aber noble Schwarzweiß führte mich zur Mode der frühen Sechziger, im Kontrast zum Barock im ehemaligen Kloster Gerode und dem Grau der dort eingesperrten Zöglinge. Den Übergang zur üppigen Farbigkeit der späten Sechziger vollzog ich mit Beatleszitaten. Überall waren Erdbeerfelder, ein gelbes U-Boot tauchte in einen knallbunten Ozean und eine Ölsardine kletterte auf den Eiffelturm. Der Prager Frühling und seine Niederschlagung richteten mich nach Westen aus. Ich bin zufrieden, dass es nun alle wissen.

Jetzt gehe ich hinein an meinen Zeichentisch und fertige die Miniaturmalereien an, die den Schleifen der in sich verschlungenen Eidechsen gleichen.

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