Weitere Zeichnungen mit dem Rasterportrait des Großvaters sind entstanden. Weil die ihm zugrunde liegende Fotografie in Grinzing bei Wien entstanden ist, stellte ich mir vor, wie damals in den Dreißigerjahren, die Brüder mit ihrem Holzmodell des Breslauer Domes auf einem Handwagen in den Gassen unterwegs waren. Ich nahm mir meine Aufzeichnungen aller Wege, die ich in Wien gegangen bin vor, meinen „Handprint Wien“ also, und zeichnete alle Linien auf ein Transparentpapierblatt durch. Darüber legte ich das Portraitraster von Oskar Pfitzner, dem Schreiner und Vater meines Vaters. Meine Erinnerungen an meine GPS – Gänge verbanden sich nun mit der Imagination der Wanderungen meines Großvaters.
In mir lösen diese Zusammenfügungen ein eigenartiges Gefühl von Übereinstimmung aus. Ich stehe von Zeichentisch auf, gehe in den Garten und die ganze Familiengeschichte, soweit sie mir bekannt ist, kommt ins Rollen. Diese Turbulenzen und Tragödien wurden eher verschwiegen. Es gibt noch eine alte Zeitzeugin, die ich in Berlin besuchen könnte, eine Großtante. Wenn ich aber mit ihr rede, werden ihre Versionen der Geschichten dominant sein.
In der Schirn sahen wir die Selbstportraitausstellung, die mehr mit meiner derzeitigen Arbeit zutun hatte, als ich ahnte. Das kam mir dann so nahe, dass mir ganz mulmig wurde. Erst als wir danach noch ein Glas Wein getrunken hatten, blätterten sich die ganzen Zusammenhänge auf. Vor ein paar Tagen schrieb ich: „Das fluide System der eigenen Veränderungen lässt sich in Selbstportraits ergründen. Das können auch die täglichen Buchmalereien sein, oder die unterschiedlichen Blicke auf die Vergangenheit.“ Nun sah ich die Bestätigung in der Schirn Kunsthalle.