Ein Sonntagsspaziergang, wie ihn Männer meines Alters machen: Hände auf dem Rücken, ab und zu stehen bleibend, um dann auf einer Bank in der Sonne zu sitzen. Mein ferneres Ziel dieses Gangs war das Atelier, das ich nun auf Umwegen erreicht habe.
Das Licht spielt zwischen den Pflanzen. Musik geht durch den Raum, Lärm schleppt sich nach mit den alten Maschinen in die Wolken nach Nordosten, und die gefährliche tiefschwarze Katze sprang aus meinem Gärtchen einer Amsel hinterher, die ich aufgescheucht hatte, lag dabei in etwa 1,60 Meter Höhe in der Luft und verfehlte sie nur knapp.
Im Bockenheimer Depot sahen wir „Sieben gegen Theben“ von Aischylos in einer Texteinrichtung von Durs Grünbein zusammen mir der „Iphigenie“ von Sophokles. Regie hatte Ulrich Rasche geführt, dessen Inszenierungen immer viel mit dem Vorgang und dem Rhythmus des Gehens zutun haben. Das präzise Sprechen dieser klaren und gut verständlichen Übersetzung steigerte sich Schlag auf Schlag und Schritt für Schritt, unterstützt von einer Begleitband mit zwei Posaunen, Schlagwerk und Elektrobass. Mir erschien der Abend sehr gelungen. Ein klares Konzept ging in einer durchgehenden Form auf.
Im Foyer trafen wir noch Boris Hruschka, an den wir uns noch am Vorabend auf dem Sofa erinnert hatten. Wir kennen ihn aus unserer Heidelberger Theaterzeit, und nun ist er gerade dabei, auf Rügen ein Minitheater zu erfinden.