SITUATION ROOMS von Rimini Protokoll

Wenn die gelben Blätter am Boden ankommen kleben sie gleich im Regen fest. Gestern fotografierte ich die Morgenröte östlich hinter den Atelierfenstern. Das erinnert mich an die Propagandamaschine in Ostdeutschland.

Im Frankfurt Lab gestern Abend „Situation Rooms“ von Rimini Protokoll. Es handelte sich um einen verschachtelten Parcours von Räumen, der von zwanzig Menschen durch elf Türen fast zugleich betreten wird. Jeder ist mit einem kleinen Bildschirm ausgestattet, auf denen zwanzig verschiedene Filme ablaufen, die in dem Bühnenbild gedreht worden sind. Wer wen wann und wo trifft, wenn er den Anweisungen über Kopfhörer folgt, und mit ihm in Interaktion tritt, ist offensichtlich an Hand des Timecodes der Filme komponiert worden. Man schlüpft in verschiedene Rollen, tut Dinge zu denen man auf dem Bildschirm aufgefordert wird und durchwandert auf diese Weise das Labyrinth, in dessen Mitte sich dann am Ende alle treffen.

Diese aufwendige Form benötigt nun einen entsprechenden Inhalt, an dem es meiner Meinung nach an diesem Abend etwas haperte. Es handelte sich nämlich um die Verflechtungen der internationalen Rüstungsindustrie, dem Finanzkapital und den Krisenherden der Welt. Wege der klaren Aussage: „Rüstung und Kriege sind schlecht“, rennt das Ganze etwas die offenen Türen ein, von denen es im Spiellabyrinth viele gibt.

Deswegen hätte ich gerne ein ergebnisoffeneres Thema, das sich poetischer in die Möglichkeiten der mannigfaltigen Verstrickungen des aufwendigen Präsentations- und Erlebnisprinzips einlassen kann.