Der Bus fährt vor der Tür ab und bringt uns bis zur S-Bahnstation „Galluswarte“. Dort steht schon ein Kurzzug, und weil wir die hintere Rolltreppe hinaufgeeilt sind, haben wir noch einen kleinen Sprint hinzulegen, um in die letzte Tür am Ende des Zuges hinein zu springen. Bis zur nächsten Station, dem Hauptbahnhof, wo wir in die U-Bahn umsteigen, atmen wir tief durch. Eine Station bis zum Theater und dann hinauf von der tiefsten Ebene bis in den kalten Wind des Willy-Brandt-Platzes. Schnell, um nicht zu frieren passieren wir die etwa hundert Meter lange östliche Flanke des Theaterkarrees und bestellen uns einen Wein im Foyer des Kammerspiels. Mit einer Bekannten plauderten wir über die Forsythecompany und über unsere Wanderungen im Taunus. So streifte das Gespräch auch den Hang Gang am Kleinen Feldberg.
Das Stück des Abends war von Felicitas Zeller und trägt den Titel „X-Freunde“. Informationen darüber las ich in „Theater Heute“, wo das Stück auch abgedruckt war und gewann den Eindruck, dass es sich um ein Gebrauchsstück handelt. Die etwas abwertende Bezeichnung steht wohl für leichte dramatische Literatur, was in Anbetracht der soliden Schreibleistung etwas ungerecht erscheinen mag. Thema waren die ineinander greifenden Beschleunigungen der Arbeits-, Medien- und Lebenswelt. Selbst ein arbeitsloser Koch, der eigentlich nichts zutun hat, wird durch die sinnlose Schnelligkeit ins Verderben gezogen. Das alles wird überzogen atemlos erzählt, keinesfalls leise, differenziert und vielschichtig. Die holzschnittartigen Figuren sprechen ausschließlich Halbsätze, die sich der Zuhörer zu Ende basteln könnte, würde nicht sofort die nächste abgehackte Plattheit abgefeuert. Diese Konstellationen bestätigen unsere Alltagseindrücke und führen mithin zu nichts Neuem. Eine geradlinige, konsequente und zweifelsfreie Regie führte zu einem enttäuschenden Theaterabend.
Auf der Heimfahrt kam der Schienenersatzverkehr nicht, weswegen wir uns in die Katakomben des Hauptbahnhofes aufmachten. Von der Galluswarte aus liefen wie zu Fuß nach Hause, und vor lauter Beschleunigung wehten unsere Mäntel. Nach nur einem Glas am Küchentisch ging ich sofort ins Bett, weil ich am frühen Morgen zu einer ärztlichen Untersuchung verabredet war.
Unter einem blassen hellblauen Himmel weht schneller Wind Schnee heran, der hoffentlich ab dem Nachmittag entschleunigend wirken wird.