Spannung zwischen Faktischem und Nachfühlen

Am Nachmittag, als die Schüler gegangen waren, las ich über Erinnerungskultur bei Aleida Assmann. Diese Lektüre hilft mir über manche Phasen stockender Produktion hinweg. Der emotionale Druck, unter dem ich diese Arbeit mache, wird über die Zeit hinweg deutlicher spürbar. Die Empfindungen beim längeren Abschied von der DDR, vor meiner Ausreise 1984, während der Arbeit im Atelier, im Dresdner Schauspiel oder beim Zusammenarbeiten mit Freunden, werden wieder aufgerufen.

In der „Geheimschrift“ findet die bildnerische Bearbeitung dieser Zeit ihre bisher stärkste Abstraktion. Wenn ich es schaffe, diese Buchstaben im Liniennetz des Kraftfeldes wieder zu finden, oder sie mit Ihm verbinden kann, erreiche ich eine nochmalig verdichtete weitere Schicht.

Es wird deutlich, dass die Spannung der Erinnerungsarbeit zwischen dem Faktischen, das sich in den MfS-Tonbandprotokollen zeigt, und dem Nachfühlen dieser Zeit, wächst. Entscheidend bleibt für mich die Form, in die sie eingegossen wird.