Stadtmaschine

Das Rascheln der großen Holzrechen, mit denen, nachdem alle Blätter von den Bäumen gefallen waren, das Laub auf den hügeligen Wiesen vor den Kleinstadthäusern zusammengerecht wurde, meldet sich als Erinnerung, währenddessen ich dem Lärm der Maschinen der städtischen Laubbeseitigung ausgesetzt bin. Mehrstimmig röhren sie so, dass man keinen klaren Gedanken fassen kann. Auch erinnere ich den Geruch der Laubfeuer, der oft wochenlang in der Luft lag.

Gestern lernte ich während eines Vortrages von Walter Siebel, dass die Stadt die Maschine zur Entlastung von Arbeit und Verantwortung sei. Die Last des Maschinenlärms scheint mir der Preis für die Entlastung von der selbsternährenden Feldarbeit zu sein. Sehr klar und schön entspann sich im Vortragssaal, wo ich neben Frau Budde vom Architekturmuseum saß, das Gedankengeflecht des Sozialwissenschaftlers. Viele Beschreibungen von Raumentwicklungen, hatten direkt mit meiner Lebens- und Arbeitswelt zutun. Die Besetzung von Teves West beispielsweise, verweist auf die randständigen Freiräume kultureller Produktion und sozialen Experiments.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die stabilisierende Wirkung von Geschichtsträchtigkeit der Orte, die ihrer industriellen Funktion enthoben nun frei werden für andere Produktionsweisen. In der Konfrontation mit der Zwangsarbeit auf Teves im Zusammenhang mit den Kriegsgefangenenlagern, bildet sich derzeit ein Thema heraus, das für die kritische Stabilisierung unseres Standortes von Bedeutung sein kann. Ebenso die Produktion von Rüstungsgütern und die Verseuchung des Bodens durch die flüssigen Abfälle der Industrieproduktion. Während unserer Arbeit sind wir sowohl mit den Folgen als auch mit der Erinnerung an frühere Funktionen dieses Raumes ständig konfrontiert.