Struwelpeter

Drei Buchmalereien und die tägliche Collage sind alles, was ich gestern an Bildern produziert habe. Ich leistete mir einen ruhigen Nachmittag im Atelier, ordnete Zeichnungen, versah sie mit Titel, Datum und Signatur. Im Korbsessel in der Nische zwischen meinen Regalen, mit einem Dach über dem Kopf, ist mir der Miniaturdschungel meines Gärtchens ganz nah vor den Augen. Er wird zunehmend von Kleingetier und Insekten bewohnt. Für mich ist dies ein wichtiger Teil meines Rückzugsortes.

Im Schauspiel sahen wir die Premiere einer Dramatisierung des Struwelpeterstoffes für erwachsene Zuschauer. Einiges, was derzeit an bühnentauglichen Techniken ausprobiert wird, mischte sich da. Der kurzweilige Abend warf einige Fragen auf, denen wir uns noch auf dem Heimweg über die Münchener Straße widmeten. Psychosoziale Aufklärung, Klamauk und das so genannte Theater der Experten des Alltags collagierten die verschiedenen Szenen zueinander. Zunehmend fallen mir bissige Bemerkungen gegen die Politik von Erdoan auf der Bühne auf, sobald die Schauspieler etwas improvisatorischen Freiraum haben. Das scheint im Ensemble ein Thema zu sein.

Als wir weiterliefen in Richtung Bahnhof, begegneten wir dem unverschämten Blick eines bekannten Schauspielers. Mit einem braunen Lederkoffer, wie aus den Dreißigerjahren und in einem langen schwarzen Mantel schlug er eine Diagonale über die vier Straßenbahnschienen. Er schien sich seiner eleganten Erscheinung bewusst zu sein und choreographierte sich zwischen den parkenden Autos und den Menschen hindurch.