Tauchgang

Die Lektüre meines Tagebuches von 1984 ist ein tiefer Tauchgang in die Gefühle, die ich damals während der Zeit der Ausreise mit mir herumgetragen habe. Zweifel und Unsicherheit, dass der eingeschlagene Weg mit Erfolg begangen werden kann, und Abschiedsschmerzen bei den vielen Begegnungen mit Menschen, die man wahrscheinlich nicht wieder sehen wird. Die Nervosität des Neuanfangs und der damit verbundene Aktivismus. Manchmal habe ich vor großen Reisen einen kleinen Anflug solcher Empfindungen.

Gerade haben wir für den April Tickets für ein Dylankonzert in der Festhalle gekauft. Die Preise haben deutlich angezogen, was sicherlich auf den Nobelpreis für Literatur zurückzuführen ist. Seine Abwesenheit während der Verleihung wurde von Patti Smith in dem Vortrag eines Liedes umschrieben. Ich stelle mir vor und meine es auch aus seinem Grußwort entnommen zu haben, dass ihn dieser Auftritt überfordert hätte. Ich denke dabei auch gleichzeitig an das Fernbleiben von Elfriede Jelinek, damals als sie den Preis bekommen hatte.

Am Morgen waren die Buchmalereien wieder neu. Die konkreten Linien der Gravitationsschwünge und der Dreiecksgitterkonstruktionen, werden durch die Verwischungen nicht mehr ganz beseitigt. Die Handballenabdrücke verdoppeln das Motiv manchmal in einer sanften und unscharfen Wiederholung. Dadurch kommt eine deutlich andere Qualität zustande.