Tische wechseln, Bezugspunkte vertauschen, Bilder beschreiben, die dabei entstehen.
Ein Bändchen von Rainer Maria Rilke bekam ich mit dem Titel „Im ersten Augenblick“ geschenkt. Es sind Bildbetrachtungen. Beispielsweise sind sechs Teppiche aus dem fünfzehnten Jahrhundert beschrieben, die alle Variationen eines Themas abbilden. Eine reich gekleidete Frau hohen Ranges, flankiert von einem Einhorn, einem Löwen und mehreren kleinere Tieren befindet sich auf einer, in einem Ornamentfluidum schwebenden Insel, meistens begleitet von einer Dienerin. Sie tut verschiedene Dinge, hält in einer Szene dem Einhorn einen kleinen Spiegel vor. Dieses Motiv habe ich im Heidelberger Theater auf einen kleinen Prospekt gemalt. Es gibt noch ein Foto von mir zusammen mit diesem Dekorationsteil.
Ich sitze an dem Tisch, an dem ich derzeit die Pionierportraits zeichne, wie an einem Gedenktisch. Nachkriegsgesichter, denke ich. Sie sind mir nahe.
Der Regen ist ausgesperrt, fällt leise fast ohne Wind, was nun schon tröstlich ist nach den letzten Stürmen. Ich warte auf die Wärme, meine Pflanzen wollen grünen und fangen teilweise schon an. Hinter der Scheibe schaue ich auf mein Gärtchen, das mir Freude bereitet.