Im Stadtarchiv, das im Karmeliterkloster untergebracht ist, sah ich gestern Vormittag die Ausstellung „Heimatfront“. In ihr geht es um die Geschichte des Luftkrieges im Bezug auf Bombardierungen, und wie Frankfurt von ihnen erfasst wurde. Es ist eine Ausstellung über die Peripherie, von der aus ich mich an das Zwangsarbeiterthema langsam herantaste. Die Grenze des Lagers war keine geschlossene Wand, sondern ein Zaun, durch den man hindurchschauen konnte. Durch die Luftbilder wird die Benutzung des Raumes über Trampelpfade sichtbar. Dabei ist zu erkennen, dass der Zaun nicht gemieden worden ist. Die benachbarte Wiese wird von den östlichen Außenecken des Lagers diagonal überquert. Es bleibt beim kürzesten Weg. Allerdings gibt es Unterschiede in den Aufnahmen vom Frühjahr 1944 und 1945, die zeigen, dass die Wege nach der Zerstörung des Lagers ausgeprägter sind, was allerdings auch an der Aufnahmequalität oder an der unterschiedlichen Witterung liegen kann. Vom südlichen Zaun aus gibt es eine direkte Sichtverbindung zum Tevesgelände über die Tevesstraße, über die die Zwangsarbeiter wahrscheinlich zur Arbeit ausgerückt sind. Sie trugen den Aufnäher „OST“, blaue Blockbuchstaben auf weißem Grund, der sie als russische Zwangsarbeiter auswies.
Die Arbeit an der Ruinensequenz auf Rolle 6, an den Linien der decollagierten Architektur, deren Fragmente zunächst modifizierend wiederholt werden, um den Gegensatz zwischen fließenden und kristallinen Formen zu verstärken, habe ich am Nachmittag im Atelier fortgesetzt. Aber als Nächstes werde ich in einer rückrollenden Bewegung des Transparentpapiers die Verdichtung dieses Materials vorantreiben.
Am Abend Schreinerarbeit auf der Hobelbank an den Holmen des zu bauenden Regals. Nun noch die Sprossen.