Gestern sah ich einen kurzen Filmbericht über die Felsgravuren von Twyfelfontein. Mittlerweile wird das Alter der frühesten Abbildungen auf fünftausend Jahre geschätzt. Als ich mich vor Jahren dort umsah, sprach man noch von einem doppelten Zeitraum ihrer Existenz. Wichtige Felsbearbeitungen sind nicht gezeigt worden. So gibt es beispielsweise die Abbildung einer Antilope, die nur in einem bestimmten Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sichtbar wird. Dann aber sieht sie einer schwebenden Lichterscheinung ähnlich. Auch die rätselhaften Linienflechtwerke, die wie abstrakte Zeichnungen anmuten, wurden weggelassen. Stattdessen viel Landschaft, Buschleute und Sonnenuntergänge.
Die Reliefs, die ich jetzt anfertige, sind ein Echo der Reise nach Namibia vor vielen Jahren. Meine modellierten Linien folgen einem ähnlichen Abbildungsimpuls. Einerseite geht es um Erinnerung, aber auch um Weitergabe und Konzentration.
Ich beginne nun ernsthaft die Linien des Lagergrundrisses auf der Ackermannwiese ins Auge zu fassen. Dort möchte ich mir einen Rhythmus erarbeiten, der meine Emotionalität als gegangene Zeichnung zeigt. Gleichzeitig möchte ich aber auch an den Recherchen von Helga mehr beteiligt sein, denn in den Akten aus der Zeit findet sich ein Stimmungsbild, das ich wahrnehmen und als Voraussetzung für die Arbeit kennen lernen möchte. Beim betrachten der jetzigen Luftbilder auf Google Earth, kann ich mich schon mit dem Zeichnen von Polygonen einarbeiten. Die unterschiedlichen Quellen, wie die Fundstücke, die Wanderungen, die Akten und die alten Fotos werden sich zu einem Materialblock zusammenfügen, der den soliden Grund für die künstlerische Arbeit bieten soll.