Umwidmung von Räumen

Den Hanggang habe ich gestern um einen Tag vorgezogen, weil heute Nachmittag dafür keine Zeit ist. Die Fotografien von dort zeigen immer wieder überraschende Perspektiven. Neue Wegzeichen sind im oberen Drittel etwas abseits des Pfades entstanden. Einen gebogenen Stab, der einer älteren Installation mit zwei solchen Ästen angehörte, die den Waldarbeiten zum Opfer gefallen ist, habe ich an gleicher Stelle in eine Astgabel geklemmt. Die Orientierung auf feinere, kleinere Geflechte, Gespinste und auf Figuren am Boden erleichtert die körperliche Arbeit und schafft etwas mehr Genauigkeit. Zusammenballungen derartiger Eingriffe zeigen schon so etwas, wie eine Handschrift.

Quert man diese Linie, wie es die meisten Menschen auf den Forstwegen tun, dann bedeutet das nur eine winzige Irritation. Für mich, der sich längs in diesem Korridor bewegt, bedeutet das einen großen Teil meiner Arbeit. Ich lerne viel über Raumbeziehungen. Hirschpfade, die den von Forstmaschinen umgepflügten Boden wie ein Netz überziehen, führten mich in andere Perspektiven, die neue räumliche Gliederungen erscheinen lassen.

Giles, den ich in Varanasi kennen lernte, der eine neue Website mit seiner Arbeit bekannt gab, inspiriert mich, tote Stämme, die noch stehen, mit einem Eisen zu bearbeiten. Das würde allerdings zu einem völlig anderen Charakter führen. Man muss vorsichtig mit solchen Veränderungen umgehen.

Die Inbesitznahme von Räumen geht in meiner Arbeit bis in die Siebzigerjahre zurück. Damals besetzte ich ein altes Eckgebäude mit einem Türmchen, das zugunsten von Plattenbauten mitten in Gotha abgerissen werden sollte. Ich hatte mir dort ein völlig ungeschütztes Atelier auf Zeit eingerichtet.