Unaufhörliches Selbstportraitieren

Mit meiner Arbeit mache ich mich auf die Suche nach Gedächtnisspuren. Wenn ich davon ausgehe, dass nichts wirklich ganz vergessen ist und in den mäandernden Erinnerungen alles wieder gefunden werden kann, geht es nur noch um die Methoden der Expeditionen in die Welten der abgelagerten Bilder und der Zusammenklänge von Gefühlen und Sinneseindrücken. Die Methode des Zeichnens führt in die Gedächtnisschicht, die noch keiner Erfahrungs- und Handlungsstruktur zugeordnet ist. Dieses ungeordnete Reservoir wartet darauf, an die Oberfläche zu gelangen und die dortigen Ordnungsbezüge zu verändern.

Indem ich die Splitter der Doppelportraits nummeriere und in ein regelmäßiges Raster einordne, begebe ich mich auf eine Reise in meine tieferen Erinnerungsschichten. Wenn ich das kontinuierlich fortführe, gelange ich zu Erinnerungen, die mir fremd erscheinen werden. Damit verändert sich mein Eigenbild. Es ist eine Form des unaufhörlichen Selbstportraitierens.

Es gibt da so einen Komplex, der mit Bahnschienen zutun hat. Ich selber bin als Kind und Jugendlicher oft auf Bahndämmen zu Fuß unterwegs gewesen. Auch die Klänge der Schienenstöße, die man im Waggon hört, gehören in diese Bilder und Wahrnehmungen. In diesem Zusammenhang ist mir eine Komposition von Steve Reich („Different Trains“) nahe gegangen und hat Bilder in mir ausgelöst. Mal sehn, was da noch alles kommt.