Unfug | Durchblick

Manchmal sind die Arbeitsvormittage am Schreibtisch in letzter Zeit etwas langsamer. Ich nehme mir für die Zusammenstellung der täglichen Collagen mehr Ruhe und lasse die Scans der Tagebuchzeichnungen weich ineinander übergehen. Gelegentlich taucht ein harter Schnitt auf, mit dem sich eine Tuschezeichnung der aktuellen Transparentpapierrolle hinzugesellt. Dabei bleiben mir Durchblicke auf die Collagen des Vortages und auch Fenster in die Zeit noch davor wichtig.

Dieser Gedanke führt direkt zu einer Form des Gedenkens, die mit solchen Zeitfenstern, durch die man in die Tiefe der Vergangenheit schauen kann, zutun hat. Diese Fenster haben viele hintereinander liegende Glasscheiben, die wie ein durchscheinender, aufgestellter Bilderstapel erscheinen. Ich stelle mir die aufeinander folgenden Frames einer Animation oder eines Filmes vor, die man alle gleichzeitig durchschauen kann.

In der FAZ ist ein Brief, den Matthias Altenburg an den Oberbürgermeister Peter Feldmann geschrieben hat, veröffentlicht. Er bezieht sich dabei auf ein Thesenpapier zur Kulturpolitik aus dem Büro Feldmann, die darin als „Schmiermittel sozialer Infrastruktur“ bezeichnet wird. Und jetzt zeigt Krishnababy in der Zeitung auf den Satz: „Selten hat man einen größeren Unfug gelesen, selten einen Text, der sich mit Kultur beschäftigt und ihr zugleich so fern ist.“ Danke Matthias, es ist mutig, einen Oberbürgermeister solchen Zuschnitts der Dummheit zu bezichtigen und ich bin froh, dass es Künstler gibt, die so etwas tun.

Im Atelier hatte ich einen handwerklichen Nachmittag. Mit einer Handsäge baute ich an der Hobelbank von Helgas Vater sechs Dreiecksrahmen, die als Trägerstruktur für mein persönliches Zweifigurenwandbild funktionieren sollen. Eine glückliche Arbeit.