Die Projektionszeichnungen für die Reliefs 9 – 12, habe ich gestern, wie ich es mir vorgenommen hatte, fertig gemacht. Der Start in die zweite Hälfte des überlagerten Doppelportrait – Reliefs von Vater und Großvater, lädt sich erneut mit Bedeutung für mich auf. Ich spüre die lange Vorbereitungszeit mit den Totenbüchern, dem Scherbengericht und dem anschließenden Jahr Reliefarbeit, wie einen gewichtigen Block, der mir von den Schultern schwindet. Die Summen der Schichtungen verlagern sich. Ich kann besser atmen.
Mein Vater erkundigt sich, mit seiner schütter gewordenen Stimme, nach dem Fortgang des Projektes. Wenn ich ihm sage, dass die Arbeit am Relief noch ein Jahr dauert, seufzt er.
Der Pappelstamm, der unter dem Dach trocknet, wartet auf die nächste Phase der Beschäftigung mit der Vergangenheit. Die Risse, die er durch das Trocknen bekommt, sind mir nicht unrecht. Bei der Bildhauerei kann ich mit den Spalten umgehen. Sie bilden jetzt schon eine Bedeutungsschicht, die das den löchrigen Schutz aufdeckt, auf den kein Verlass ist.
Mir gehen Geschichten meiner Familie vom Kriegsende durch den Kopf, die die Russen im hoffnungsvollen Licht der geöffneten Luftschutztüren zeigen. Das revolutionäre Russland, als Zwangspartner für ein fast halbes Jahrhundert, wurde auf diese Weise, durch die sich fokussierende Erinnerung, verbrämt.