Zunächst nur kurz am Schreibtisch, sechs Uhr dreißig, Lichter und Spiegelungen, meine Hände im Fenster, einparkende Autos.
Gestern endlich wieder am Hang im Taunus. Übers Jahr hin herrscht immer verschiedenes Licht, nur zwei Mal höchstens derselbe Winkel, und die Farben gleichen sich auch nur annähernd. Je flacher der Winkel umso mehr Rotanteile und umso schneller die wandernden Schatten. Eine Zeit stand ich, die Wärme im Rücken, in einer Schneise und sah zu, wie die Strahlen langsam auf eines meiner Geflechte zu krochen, wartete darauf, fotografieren zu können. Beim Gehen kam das Gefühl auf, dass sich der Weg mit all seinen Zeichen langsam stabilisiert, wie durch ein Gewohnheitsrecht. Am Rand des oberen Querweges lag eine grüne Weinflasche. Unter dem Schraubverschluss roch der Rest noch fruchtig nach Traminer. Ich steckte die Flasche auf einen nach Westen zeigenden Querast. In allen vielen unversehrten Wegzeichen lese ich, wie in einem Buch, präge mir die Gestalt ihres Flechtwerkes ein. Die Anzahl und Vielgestalt wächst mit jedem Hanggang. Sichtbar sind die Eingriffe von fremder Hand. Helle Steine werden auf einem Querholz verrückt oder anders angeordnet, gebogene Stangen werden im unteren Bereich von den „Downhillern“ wieder aufgestellt, wenn sie umgefallen sind – friedliche Koexistenz. Hier, jetzt im Atelier spüre ich, wie mich der Wald mit Formkraft versorgt, mit Farben, Raum, Ruhe und Genugtuung.
Der Rückweg hinab ist meistens eher ein Schlendern. Von den Kristallgruben nehme ich immer ein paar Steine mit, zum Steinhaufen am Anfang des zweiten Drittels. Die Lichtfelder, waren gestern wie Pfeile, die geschmolzen auf dem Boden lagen. Während des Sonnenuntergangs wurde alles warmfarbig eingenebelt.