Verwischter Text

Montag, Sonne, Atelierpflanzen im Gegenlicht, gießen, warm geblendet. Julia war da, um mich zu fragen, was ich am Tag ihrer Geburt, dem 2.4. 2014 gemalt habe. Ich zeigte ihr die Verwischungen und sprach über die GPS-Wanderungen, die ich in diesen Tagen auf der Ackermannwiese zwischen den imaginären Zwangsarbeiterbaracken gemacht habe.

Auf der Leiter steige ich mit der Wasserkanne ganz hinauf bis zu den Spinnenweben der Atelierdecke, unterhalb der, auf einem Regalbrett ein Ficus, japanischer Klee und viele Sukkulenten vor der Glaswand nach Südosten stehen. Draußen davor, im Gärtchen, wachsen aus den geflochtenen Weidenringen die hellen Kätzchen.

Ich stelle mir verwischte Texte vor, die ich vorlese. Die Lücken zwischen den Buchstaben oder Worten werden gezischt, Sätze im Wind. Das wächst sich zu einem Schweigen aus, das ein Sehnsuchtsort wird. Darin flackert ein Blätterschatten auf dem Sammelsurium aus Pflanzenresten, eingeweichter Pappe, Gips, Schellack. Wieder von vorn beginnen.