Welche Tradition?

Die Holzdruckstöcke aus dem Jahr 1987 spielten in den gestrigen Buchmalereien noch mal als Frottagen eine Rolle. In meinem Grafikschrank, meinem Tischlergesellenstück, fand ich noch einen Druck von zweien der drei Farbplatten, die den Themen „White Room“ und „Schmutzige Arbeit“ zugeordnet waren.

Im Vergleich mit den gegenwärtigen Arbeiten versuche ich eine Kontinuität zu entdecken. Was tilgt diese rückblickende Einordnung? Gibt es eine innere Verpflichtung zu gleich bleibenden Merkmalen in den sich stark verändernden Arbeiten? Was soll meine Suche nach der Bestätigung bestimmter stilistischer Prägungen? Ist das eine Vergewisserung, die sich auf eine Tradition beruft? Woraus setzt die sich zusammen?

Bei Assmann lese ich, um mich zu inspirieren, über die Entstehung von Geschichte, Religion und Erinnerung. Ihre Funktionen versuche ich immer sofort auf meine Situation zu beziehen.

Dann gelingt es mir wieder, mich in meine Arbeit zu versenken. Eine Meditation der Schwünge und Punkte, wie heute in den Buchmalereien, gestern in der Fertigstellung des zweiten Details des großen Doppelportraits. Es gelang mir, die Ersatzhandlung für wirkliches Zeichnen zu überwinden, mich wieder ganz hinein zu begeben.