Zeichnend denken

In die Farbverläufe Worte zu schreiben, das fiel mir gerade ein, während ich an den Buchmalereien war. Zwischendrin kommen immer mal Nachrichten auf meinem Telefon und bei uns zu Hause streikte die Telekommunikation. Das zieht Ablenkungen nach sich, aber auch Worte.

Lebensmitteleinkäufe sind auch Kunstverhinderer. Spaziergänge vielleicht nicht.

Gestern zeichnete ich fast die Hälfte der noch nicht gestalteten Wand bei Kayo voll. Es ist eine Figurengruppe entstanden, die von zwei Frauen dominiert wird. Die andern beziehen sich auf sie, gruppieren sich um sie herum. Ihre Präsenz wirk auf die anderen Personen anziehend. Es entsteht ein Gedränge.

Mich fragte jemand, was ich denke, wenn ich zeichne. Das konnte ich ihm kaum erklären – am ehesten nichts! Ich konnte ihm aber klarmachen, dass das Denken bei ihm stattfinden muss. Normalerweise zeichne ich einfach drauflos und sehe die Gesichter schon vor dem ersten Strich in der Wand. Dann entstehen Ähnlichkeiten mit Menschen, die ich schon irgendwo gesehen habe. Die kann ich dann noch unterstreichen, die Übereinstimmungen verstärken. Immer fragt auch jemand, wo im Gewimmel sein Gesicht zu finden ist. Meistens gibt es dann irgendwo eines, wo ich behaupten kann, dass dies sein Gesicht sei.

Das war gestern ein langer und produktiver Tag. Viele Scherbenblätter sind entstanden, die Buchmalereien und die Wandzeichnung.