Zement

Windiger, sonniger Morgen. Kurz vor den Mauerseglern werden wir nach Angkor Wat aufbrechen. Sie haben schon Ende Juli ihre Jungen soweit, dass sie den langen Flug nach Süden antreten können.

Drüben im Cafe gegenüber saß ich gestern Abend und las in den „Cronicles“ von Bob Dylan. Meiner bemächtigte sich ein sanfter Blick auf die Gäste, auf die kühl herabfallende Dämmerung und auf den Text. Manchmal blitzen in der Prosa Zeilen auf, die aus seinen Songs stammen könnten. An einer Stelle beschreibt er den Blick aus einem Fenster auf den Schneefall, der auf den Boden niedergeht, der mit Zement bedeckt ist.

Ich dachte dabei an unseren erbarmungslosen Betonhof auf Teves, dessen Oberfläche langsam zerbröselt. Aber für jeden Kiesel, der herausgelöst wird, sammelt sich etwas Erde in den entstehenden Vertiefungen. Irgendwann wird dort etwas zu sprießen beginnen.

Der Haufen vor meinem Atelier aus Steinen, Asche und Flugerde, die von den Rückständen der sich reckenden Pappel im Westen stammt, wird auch von immer mehr Pflanzen besiedelt. Neben der unverwüstlichen Birke, wachsen dort Ahorn, Goldregen und blau blühende Schlingpflanzen.

Mit ein paar Anlaufschwierigkeiten sind die Kinder gestern zu den eigenen Figuren gekommen, die sie in den Liniengeflechten der Dreiecksreliefs finden sollten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten, das Ganze erst einmal auf Papier zu probieren, wie wir es in der Schule an unserem Tisch angeboten hatten.